Die Fortsetzung dieser Geschichte (siehe #6) passt wahrscheinlich am ehesten in die Kategorie 'Satire' oder 'Schwarzer Humor'. Ich hoffe ihr beherrscht diese Genres. Ich wollte Euch einfach kurz vorwarnen.. es schwingt zwar auch etwas Frust mit, dies kann ich nicht verleugnen, aber so sind sie halt, die Geschichten aus dem Alltag. Also nehmt einen Schluck Kaffee oder etwas stärkeres and here we go.
Ich habe Euch ja bereits etwas über den möchtegern It-Boy erzählt und versprochen Euch auf dem Laufenden zu halten. Nun, die Implosion des möchtegern-It-Boys blieb aus. Dafür kam es zu einer Explosion in der Nachbarschaft. Ja, nach über 10 Jahren ist es also passiert. Er hat es geschafft auch die friedliebendste und toleranteste Nachbarschaft in die Arme der Verwaltung zu treiben. Wie es dazu kam? Mal wieder war seine Musik so laut in fremden Wohnungen zu hören, dass reklamiert wurde. Über print screens von der Musikerkennung in den Wohnungen der Nachbarschaft wurde nur gelacht. Aber hey, er hat uns dafür so hilfreiche Tipps wie den Kauf von Ohrstöpseln empfohlen. Begründung für die laute Musik (es ist Frühling, es scheint die Sonne, es ist Sonntag...) war dieses Mal, dass seine Teenager Tochter offenbar den Drang hatte laut zu singen. Da sollen die Nachbarn doch bitte damit klarkommen. Als die Nachbarschaft damit leider nicht klarkam, kamen weitere tolle Wortmeldungen, welche ich Euch nicht vorenthalten will wie: 'wunderbare Menschenkinder seid ihr, Eure Lust über alles..'. Oder noch besser: 'hier leben Menschen die sich am Leben freuen, nicht nur gefrustete ewig klagende..' und zum Finale: '... ich lasse meine Kinder von Euch nicht unterdrücken..'. Ja, da war es dann definitiv dahin, sein ach so cooles Image. Oder anders gesagt, er hat seinen Narzismusruf noch mehr genährt. Wirklich überrascht hat uns diese Reaktion nach all den Jahren natürlich nicht mehr. Die Verwaltung war dann jedoch 'not amused' über solche Geschichten.
Nachdem die Verwaltung mahnende Worte aussprach und darauf schwulstige Ausreden ähm Antworten zurückbekam, war dann mal wieder etwas Ruhe. Für knapp vier Wochen. Ja dann, dann folgte ein Apéro in unseren eigenen vier Wänden. Notabene lag der letzte grössere Event bei uns aus diversen Gründen schon etwas länger zurück. Es war also ein lustiger Nachmittag und Abend. Es gab kein lautes Geschrei, keine Musik oder sonstige speziellen Lärmquellen. Nur eine Badewanne voller Eis und Getränke und ein Wohnzimmer voller sich gut unterhaltenden Erwachsenen. Um ca. 20.45 Uhr kam dann bereits die erste Reklamation des gefallenen möchtegern It-Boys. Seine Tochter könne ja kaum lernen, es sei zu laut. Wir seien rücksichtslose Menschen, dass wir uns für sie nicht anpassen. Ahja. Hier muss vielleicht noch gesagt werden, dass das Wohnzimmer nicht mal direkt über seiner, sondern über unserer eigenen Wohnung, eine Etage höher liegt. Ja, ja... wir rücksichtslosen Menschen wir.. cheerio! Auf die Idee, dass wir alle wegen ihm seit Jahren mitten in der Nacht geweckt werden, schlecht schlafen, oftmals nicht konzentriert lesen, lernen oder arbeiten können... ja, soweit reicht dann der Gedankengang nicht. Aber wen wunderts. Hier im Haus auf jeden Fall niemanden mehr. Sein Ratschlag an uns Nachbarn? Wir sollen doch alle in ein Haus auf's Land ziehen. Naja, dies sollte er wohl besser für sich selbst in Erwägung ziehen. Denn dieses Verhalten passt auch in keine Stadt, egal wie liberal sie sein mag. Was bleibt ist schwarzer Humor, viel Kopfschütteln und diese Geschichte hier für Euch. Fortsetzung folgt.
Unterdrückte Grüsse
Eure Madame Alltag
Zürich, geschrieben im Dezember 2022