Das Jahr ist noch jung, es ist kalt und dunkel. Wir sehnen uns nach Wärme und einem angenehmen Start in das neue Jahr. Was gibt es da Besseres als mit guten Freundinnen ein ‘Day SPA’ zu besuchen. Aber wo gibt es ein SPA, welches neben Pool, Whirlpool und Sauna auch noch gute Behandlungen anbietet und, dass muss in Zürich sicher zusätzlich gesagt werden, einigermassen im bezahlbaren Rahmen liegt? Nun, wir haben uns für eine Neueröffnung entschieden. Neues Jahr, neues SPA sozusagen. Ein kleiner Erfahrungsbericht.
Der Empfang war freundlich, wenn auch etwas überengagiert und busy. Gesprochen wurde ausschliesslich Englisch. Deutsch oder gar Schweizerdeutsch war hier absolut kein Thema. Well, ich suchte ja auch nach ‘wellness’. Nun gut, dort angekommen wurde mir die sehr kleine Umziehecke in der Garderobe gezeigt. Dafür war dann der Bademantel um so grösser und flauschiger und auch die Stoff-Finken ganz angenehm. Der Wellnessbereich befand sich im ersten Untergeschoss. Es war gefühlte 34 Grad warm, selbst in meinem flauschigen Bademantel fühlte ich mich leicht gegart. Aber okay, das führte vielleicht dann schneller zur wohlverdienten Entspannung. So wartete ich voller Vorfreude auf meine Neujahresbehandlung. Ich war noch zu früh, so liess ich mich in einer kleinen Sitzecke nieder. Es schien niemanden zu interessieren, dass ich dort sitze. Zumindest kam niemand vorbei und bot mir zum Beispiel einen Tee oder ähnliches an. Dafür stolzierte seit nun mehr geschlagenen 15 Minuten ein Herr in nassen Badehosen neben mir auf und ab. Dabei telefonierte er lautstark und pausenlos mit seinem Mobile in einer Fremdsprache welche mir nicht geläufig war. Und nein, sein Anblick hat mich dabei nicht entschädigt. Innerlich musste meine gewünschte Entspannung langsam aber sicher meinem Ärger weichen. Braucht es wirklich nonstop Telefonate in nassen Badehosen in einem Wellnesswartebereich? Bevor ich meinem Ärger Luft machen konnte kam, glücklicherweise, meine Behandlung an die Reihe. Die Behandlung war ein Traum! Tolle Fachkraft, tolle Produkte und wunderbares Erlebnis. Mein anfänglicher Ärger war vergessen, ich fühlte mich entspannt und wie neu geboren.
In der Zwischenzeit waren auch meine Freundinnen angekommen, eingehüllt in Bademänteln und ready für ihre Massage-Termine. Auch sie kamen später tiefenentspannt aus ihren Behandlungen zurück. Währenddem sie ihre Termine wahrnahmen, hatte ich Zeit mir den Rest des SPA’s anzuschauen. Es gab eine kleine Sauna, Dampfbad, Eiswürfel für nach der Sauna, einen Ruheraum, einen kleinen Indoor Pool und einen Jacuzzi. Das war ja alles super, nur gab es leider keinen Platz für mich. Die etwa 6 Liegestühle am Pool waren besetzt durch Familien mit kleinen Kindern, der Ruheraum hatte 2 x 2 Liegestühle. Drei davon waren besetzt. Und im Whirlpool befand sich ein junges, sehr verliebtes nackiges ‘Instagramm Pärchen’ voll bei der Sache! Und wenn ich voll bei der Sache schreibe, dann meine ich das auch so. Die Aussicht auf diesen live soft Porno fand ich dann auch grenzwertig. Besonders wenn ich daran dachte, dass ich dort später auch noch gerne baden würde. Naja. Zum Glück kam just in diesem Moment noch die Letzte unserer Truppe an. Wir machten es uns temporär im Wartebereich gemütlich. Dabei tranken wir vermeintlichen Tee, welchen wir als total geschmacksfrei nicht richtig einordnen konnten. Als wenig später alle Freundinnen freudig und entspannt vereint waren kam dann auch die Rätsels Lösung zum Tee. Wir mussten wirklich alle laut herauslachen, als uns das Offensichtliche gezeigt wurde. Die Teekanne stand oberhalb der Aparatur. Dort gabs also feinen Tee mit richtigem Geschmack. Wir alle hatten aber nur den unteren Hebel benutzt. Dort kam auch nicht viel mehr als heisses, geschmackfreies Wasser heraus. Nun ja, vielleicht waren wir doch schon zu entspannt. Die schöne Eigenschaft über uns selbst lachen zu können hat es aber einmal mehr bekräftigt!
Mittlerweile hatten alle Gäste, ja auch das 'Soft-Porno-Paar', den kleinen SPA Bereich verlassen. Unglaublich, wir hatten das ganze SPA für uns alleine. Es folgten heitere Gespräche, herzhaftes Lachen und noch mehr Entspannung! Wir hätten noch länger verweilen können, doch es wurde merklich kühler und so kam dann auch ein Angestellter und verkündete ‘die letzte Runde’. Entspannt schlenderten wir zurück zur Umziehecke. Vielleicht etwas zu entspannt, denn noch während dem Umziehen machte es ‘klick’ und das Licht wurde unwiederbringlich gelöscht. Mit Taschenlampe und etwas erstaunt aber natürlich weiterhin tiefenentspannt packten wir unsere sieben Sachen, beglichen die Rechnungen an der Rezeption und verliessen den SPA Bereich.
Eigentlich bot sich die Gelegenheit am selben Ort noch in eine Bar oder Restaurant zu gehen. Aber der vermeintliche ‘Dubai Protz’ hat uns eher abgeschreckt anstatt angezogen. Vor der Tür reihten sich die Luxuskarossen: Porsche, Ferrari, Rolls-Roys, Lamborghini um nur einige zu nennen. Die Herren eher arabischer Herkunft und die Damen in engen, kurzen Kleidern mit vermeintlich gemachten Brüsten und Lippen. Es war definitiv spannend mitanzusehen. Ein Erlebnis sozusagen. Und niemand von uns verurteilt hier Herkunft oder Beauty Eingriffe aber unsere Welt war und ist es wohl definitiv nicht unbedingt. Wir hatten uns, unsere Freundschaft, tolle SPA Behandlungen und den Wellnessbereich exklusiv für uns alleine. Was wollten wir auch mehr, dies sind unbezahlbare Dinge und Momente welche nicht mit Geld zu kaufen sind. Und in den Luxus-zwei-Plätzern hätten wir sowieso nicht alle zusammen Platz gefunden. Von dem her, thanks and goodbye, wir verlassen den Dubai Protz in Richtung ‘unserer Stadt’. Denn die Nacht ist noch jung und wir ja schliesslich neu geboren.
Relaxte 1001 Grüsse
Eure Madame Alltag
Zürich, geschrieben im Januar 2023
PS: Die Geschichte wie ich in den VAE von einem ‘vermeintlichen Scheich' ein Jobangebot bekam, erzähle ich Euch ein anderes Mal.