Erinnert ihr Euch noch an Eure Schulzeit, genauer gesagt an die Oberstufe? Ich habe diese Zeit im Grossen und Ganzem in guter Erinnerung. Doch wie viel Kontakt habt ihr noch zu Euren früheren KlassenkameradInnen. In einer Schulzeit in der es noch keine Sozialen Medien gab. Alles was blieb ist maximal ein A4-Blatt mit den Telefonnummern der Eltern. Der ‘Klassenalarm’. Zu meiner Zeit gab es ja noch nicht einmal Handys. Wie blieb man so eigentlich in Kontakt? Es ist in der heutigen Zeit fast unbegreiflich, sogar für mich, welche diese Zeit ja selbst erlebt hat. Aber zurück zu der Frage, wie blieb man in Kontakt? Ich selber zog relativ schnell vom Dorf in die Stadt. Mit ein paar ausgewählten Freunden blieb ich verbunden. Bis heute, auch wenn wir uns nicht oft sehen stehen wir uns irgendwie nahe. Die gemeinsame Kindheit und Jugend verbindet eben für immer.
Ein grosser Teil meiner Schulzeit verbrachte in neben zwei verschiedenen Jungs. Meine Banknachbarn. Diese wurden uns dazumal mehr oder weniger zugeteilt. Mit einem dieser Jungs verband mich schon während der Schulzeit eine ‘Hass-Liebe’. Und genau mit diesem Typ stehe ich seit diesem Jahr wieder in Kontakt. Es ist schon lustig, wie eine Verbindung auch nach langer Zeit noch bestehen kann. Die ‘Hass-Liebe’ war sofort wieder da, nur reflektierter und mit noch mehr Respekt. Es war spannend sich auszutauschen, besonders über unsere damalige Schulzeit. Wer schwärmte für wen, wer hatte wen geküsst. Mein damaliger Banknachbar war damals etwas weiter in der Pubertät als die meisten anderen Jungs, es mangelte ihm nicht an Testosteron. Die Mädchen hat er früher vor allem mit lauten und nicht immer ganz so netten Sprüchen eingedeckt. Dies kam, auch schon dazumal, nicht immer gerade gut an. Weder bei Mädchen, noch bei Jungs oder den Lehrern. Meine Wenigkeit bildete die Ausnahme. Es mangelte nicht an Sprüchen doch beeindrucken liess ich mich davon nie. Für mich war es eher ein ‘Ping-Pong-Spiel’ auf Augenhöhe, dass ich durchaus auch genoss. Denn Madame Alltag war schon in ihrer Jugend nicht gerade ‘aufs Maul gefallen’. Ausserdem erkannte ich schon dazumal den guten Kern und vielleicht auch die jugendliche Unsicherheit die hinter diesen Sprüchen steckte. Ich mochte ihn, diesen lauten, angriffslustigen Banknachbarn. Auch wenn er mich hie und da nervte und ich ihn zum Mond wünschte.
Interessant sind nun unsere Gespräche in der Gegenwart und wie unterschiedlich wir zum Teil dieselben Situationen wahrnahmen. Auch erstaunlich was sich alles ‘hinter den Kulissen’ abspielte und was wer, wie mitbekommen hatte oder eben auch nicht. Verrückt! Die Reflektion: wie haben wir uns selbst und den anderen dazumal wahrgenommen und wie nehmen wir uns heute wahr. Spannend! Ich kann Euch sagen, es wird noch ein paar Gespräche und Drinks ‘am Lagerfeuer’ brauchen um diesen Teil unserer Jungend nochmals mit neuen Augen zu erleben. Aber ich finde es grossartig!
Ganz generell wäre es wohl für viele Menschen ‘heilsam’ solche Gespräche zu führen. Denn wie wir festgestellt haben, gibt es durchaus auch Leute die aus unserer Schulzeit ‘verletzt’ hervorgingen und denen dies auch Jahre später noch nachhängt. Das ist schade, zeigt aber wie prägend diese Jahre für uns alle sind.
Mein Banknachbar und ich freuen uns auf jeden Fall über die alte-neue Freundschaft und weitere Gespräche, Sprüche und viel Lachen am Lagerfeuer.
Teeniemässige Grüsse aus dem Klassenzimmer
Eure Madame Alltag
Zürich, geschrieben im Oktober 2024